- Oberschlesisches Industriegebiet
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Industrierevier in Mitteleuropa, im Südosten der Oberschlesischen Platte (Oberschlesische Hochfläche), größtenteils in Polen, südliche Ausläufer in der Tschechischen Republik. Der polnische Teil (Górnośląski Okręg Przemysłowy, Abkürzung GOP) mit rd. 2 700 km2 und etwa 3 Mio. Einwohner, die zu über 92 % in Städten wohnen, liegt in der Woiwodschaft Schlesien (bis 1998 in der aufgelösten Woiwodschaft Katowice [Kattowitz]); er bildet die größte Bergbau-, Industrie- und Städtekonzentration (Agglomeration von 15 Groß- und Mittelstädten) Polens mit zahlreichen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Problemen. Hier gibt es Steinkohlengruben, Zink-Blei-Erzgruben (bei Beuthen, Chrzanów und Olkusz), Eisenhütten und Kokereien. Dominierend sind neben der Brennstoff- und Energiegewinnung die Metallurgie sowie der Maschinenbau (besonders Schwermaschinen) einschließlich der elektrotechnischen Industrie. Das GOP lieferte 1994 mehr als 96 % der Kohle, 100 % der Blei- und Zinkerze, 56 % des Rohstahls und 22 % der Elektroenergie Polens. Insgesamt ging der Anteil des GOP an der polnischen Industrieproduktion im Vergleich zu 1983 von 24,2 auf 15,8 % zurück. Größte Städte sind Kattowitz, Sosnowitz, Beuthen, Gleiwitz, Zarbze, Tichau, Ruda Śląska, Rybnik, Dąbrowa Górnicza, Königshütte, Wodzisław Śląski, Jastrzębie Zdrój, Jaworzno und Myslowitz.Im Südteil des Oberschlesischen Industriegebiets wird der Hauptteil der Steinkohle der Tschechischen Republik gefördert (Revier von Ostrau und Karwin im Nordmährischen Gebiet); der Abbau schiebt sich nach Süden vor.Das Oberschlesische Industriegebiet entwickelte sich auf der Basis ausgedehnter, relativ ungestört lagernder Steinkohlenvorkommen sowie Zink- und Bleierzlager in einem Dreieck zwischen Ostrau im Südwesten, Krakau im Osten und Tarnowitz im Norden. Der Steinkohlenabbau begann in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch den ländlichen Grundbesitz, wurde dann vom preußischen Staat stark gefördert und erlebte Ende des 19. Jahrhunderts einen großen Aufschwung.Das Oberschlesische Industriegebiet bildete nie eine politische oder wirtschaftliche Einheit. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte der Nordwesten zum Deutschen Reich (Preußen), der kleinere Nordosten zu Russland, der Süden zu Österreich-Ungarn. Nach 1918 trat an die Stelle von Russland Polen, an die Stelle von Österreich-Ungarn die Tschechoslowakei. Durch die Teilung Oberschlesiens (1921) fiel auch der größte Teil des deutschen Anteils (mit Königshütte und Kattowitz) an Polen. Seit 1945 gehört der gesamte nördliche Teil zu Polen, der Südteil zur Tschechoslowakei (seit 1993 zur Tschechischen Republik).E. Buchhofer: Strukturwandel des Oberschles. Industriereviers unter den Bedingungen einer sozialist. Wirtschaftsordnung (1976);K. Fuchs: Wirtschaftsgesch. Oberschlesiens 1871-1945 (21991).
Universal-Lexikon. 2012.